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Mein möglicher Beitrag.
Mein Interesse an gesellschaftlicher Mitgestaltung ist durch Shiatsu nicht verloren gegangen – im Gegenteil. Mein Interessa am Schreiben von Texten ist genauso vorhanden, wie das Handeln im Hier&Jetzt. In dem Shiatsu Journal habe ich hier eine ideale Verknüpfung gefunden und diese Arbeit hat mich zudem animiert, noch einen Schritt weiter zu gehen: Seit einem Jahr nun bin ich im Vorstand des Shiatsu Verbandes aktiv und im Mai 2024 wurde ich zur seiner Vorsitzenden gewählt. Diese Position möchte ich dafür nutzen Veränderung im gesundheitlichen Kontext mitzugestalten und Raum für Neues geben und halten.
In vielen Prozessen habe ich miterlebt, wie immer wieder Polaritäten aufeinander treffen und Wandel dadurch verhindert wird. Was wir brauchen – im Shiatsu, in Projekten, in der Welt – ist ein mit- und füreinander. Der Generationenwechsel ist hierbei ein wichtiges Thema. Wie bekommen wir die Pole zusammen? Wie kann Erneuerung geschehen, ohne sich von den Wurzeln abzuschneiden? Wie können wir das Alte integrieren, ohne dass es weiter den Weg vorgeben möchte?
Wir sind es gewohnt uns abzuschneiden, von dem, was uns als hinderlich erscheint, oder was wir ablehnen. Dabei ist es eine Verbindung die wir brauchen, um auch die unangenehmen oder schmerzhaften Anteile als Teil von uns selbst anzuerkennen und zu integrieren. Das braucht eine Auseinandersetzung mit sich selbst, sowie in der Beziehung zur Welt und zu anderen Menschen. Diese Auseinandersetzungen schaffen Entwicklung – denn auch sie verbinden uns mit dem, was ist und lassen uns klarer sehen.
Visionen sollten hierbei weder einer Selbstüberschätzung noch einem viel zu hohen Erwartungsdruck zum Opfer fallen. Ich möchte dazu beitragen, sie in die Umsetzung zu bringen. Und ich möchte genau deshalb andere Wege gehen, als es bisher üblich war. Wie genau diese aussehen? Dazu habe ich nur Ideen, das kann dann in entsprechender Situation gemeinsam konkreter erarbeiten. Ich weiß aber, dass ich kein Interesse daran habe, etwas Dysfunktionales am Laufen zu halten! Und so, wie sich mir die Welt gerade darstellt, ist vieles dysfunktional.
Möglicherweise bin ich damit eine Zumutung. Für wen? Für was? In einem solchen Satz gesprochen, assoziieren wir hiermit oft etwas Negatives. Doch auch hier bediene ich mich gerne aus dem Shiatsu: Es bedarf Mut, sich mit allem, was einen ausmacht zu zeigen; es braucht Mut, geschehen zu lassen, was sich zeigt, ohne die Kontrolle darüber behalten oder der Situation erhaben sein zu wollen.
Darf ich mich dir und euch zumuten? Ich möchte mich sehr gerne zumuten! Ich möchte den Mut aufbringen, mit dem zu sein, was und wer ich bin. Ich möchte den Mut aufbringen, keinen alten Mustern zu folgen, sondern an jeder Stelle neugierig zu bleiben, innezuhalten und zu erspüren und erfragen, was es braucht. Ich möchte den Mut aufbringen Gewohnheiten als Scheinsicherheit zu erkennen und herauszufinden, was mir/uns wirkliche Sicherheit verschafft, um aus dieser Position heraus wahre Freiheit zu erfahren – und mich/uns damit von Haltlosigkeit und Gefangenschaft zu befreien!
Ich möchte Da-Sein und nicht nur eine Rolle erfüllen. Ich möchte den Mut aufbringen, meine Kompetenzen und Themen zur Verfügung zu stellen. Ich möchte loslassen von der Angst, nicht genug oder nicht gut genug zu sein. Möchte vertrauen in das, was das Leben und insbesondere Shiatsu mich gelehrt hat und lieber einmal durchatmen und mich berühren lassen, und dem, was daraus erwächst Raum geben, anstatt vorschnell aus Gewohnheit zu reagieren. Ich möchte agieren und Täterin meines Lebens und innerhalb meines Mitfeldes sein. Denn nur so kann ich mich lebendig und in meiner Kraft fühlen. Und was sollte ich sonst zur Verfügung stellen, als meine Kraft, die sich aus meiner Essenz nährt? Von Shiatsu habe ich gelernt – und lerne weiterhin – mich genau mit dieser Quelle in meinem Tun zu verbinden. Und ich bin nicht bereit über meine Grenzen etwas zu erfüllen, nur weil es „schon immer so war“ oder es von mir erwartet wird! Und auch darüber wünsche ich auch zur gegebenen Zeit eine ehrliche Kommunikation.
Die Krux an dem Neuen ist, dass man es noch nicht erfahren hat, nicht kennt und nicht einschätzen kann. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir uns absichern und keiner Gefahr aussetzen wollen. Insbesondere dann zu wenig Risiko bereit sind, wenn viel oder gar alles auf dem Spiel steht. Doch wann, wenn nicht jetzt?
Habt auch ihr den Mut euch sichtbar zu machen? Das, wofür ihr brennt mit all seinem Potential zu zeigen? Aus den Nischen hervorzukommen und am kulturellen Wandel mitzuwirken? So etwas kann man nicht alleine bewerkstelligen. Dafür braucht es Schulterschluss und Vielheit!
Freiheit